2. September - 30. September 2023
Eröffnung am 2. September um 18:00 Uhr, Stadtgalerie „Alte Post“
Öffnungszeiten Mo - Fr 14 - 18 Uhr, Sa 10 - 13 Uhr
Arbeitsgedanken zum Inseljahr
Das Rauschen der Brandung schweigt sehr laut vom hektischen Alltag des Festlands.
Hatte man das Festland aber irgendwie doch verlassen, fand man sich auf einer Insel der Glückseligkeit der Unterhaltungsindustrie: Man entfloh dem Alltag, aber die Zerstreuungen waren nicht nur selbst industriell gefertigt, sondern lösten jene kurzweiligen Versprechen ein, die alltäglich gemacht, aber im Alltag niemals eingelöst werden.
Eine Insel ist eigentlich nur ein schroff vom umgebenden Raum abgegrenzter Innenraum. Sie ist wie geschaffen für das Gefängnis, die Quarantänestation, die Einsiedelei, die Plantage. Nach Foucault wäre sie eine Heterotopie, ein „anderer Ort mit Raum“. Das Schiff, die schwimmende Insel, gilt ihm als die Heterotopie „par excellence.“
Vielleicht ist das gemalte Bild auch ein solcher Ort. „Binnen un Buten“ verhalten sich zueinander wie „Schein und Sein“. Die Insel ist die Negation des Festlands, aber beides macht nur als Gegenteil zum jeweils anderen Sinn.
Im „Scheibenbild“ ist diese Gegensätzlichkeit zweier einander ausschließenden Räume gemalt; farbige Linien und Texturen schaffen die Illusion von gesprungenem Glas. Allerdings ist dieses Glas nicht transparent; wie im Verhörzimmer muss die eine Seite hinter der Leinwand komplett dunkel sein, damit sich das atmosphärische Licht auf der anderen Seite spiegeln kann.
Die Illusion des Spiegelbilds weist aber einen entscheidenden Mangel auf - die fehlende Spiegelung des Betrachters. Im Bild geht es also weniger darum, die Wirklichkeit, unseren konkreten Ort, ein handfestes Dasein zu spiegeln, sondern darum eine Differenz, ein Verhältnis
zwischen Räumen zu visualisieren.
Die Foucaultschen Gegenräume als „andere Räume mit Ort“ gibt es nicht nur, wie z.B. das Narrenschiff als schwimmenden oder den Zauberberg als entrückten Ort außerhalb, des gesellschaftlichen Raums, sondern auch fest in ihn eingebettet sind Museen, Kinos oder virtuelle
Räume.
Die Porträts der Mädchen sind diesem virtuellen Raum entnommen. Sie sind nicht wirklich Porträts, sondern Porträts von Selbstporträts, die extra für eine ganz moderne Insel, den virtuellen Raum, geschaffen wurden. Dieser Raum der Selfies ist ein Spiegelkabinett. Da ist nicht nur der eine Spiegel, den man sich selbst vorhält, sondern Likes, Herzchen und Smilie, aber auch Disslikes und Bodyshmaing verzerren das Selbstbild.
Dennoch ist dieser Ort eineimaginäre Insel. Man betritt sie, um sich dem „eigenen Festland“, dem physischen Körper, wenigstens temporär zu entziehen.
Die einsame, körpergroße Ampel zeugt in der Ausstellung von dem Reglement, das auch auf Sylt gilt:
Sie schweigt nur, wenn die Sirenen singen.
CV I Franziska Klotz
1979 geboren in Dresden lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland
2006 Meisterschülerin von Prof. Werner Liebmann, Kunsthochschule Berlin-Weißensee
2005 Diplom für Freie Kunst/Malerei, Kunsthochschule Berlin Weißensee
2000-06 Studium Freie Kunst und Malerei Kunsthochschule Berlin Weißensee
1999 Studium Bühnen- und Kostümbild, Hochschule für Bildend Künste Dresden
1998-99 Praktika an der Deutschen Staatsoper Berlin, an der Volksbühne Berlin und am Berliner Ensemble
1999-03 Performerin in Grotest Maru – Sice specific Theatre – Theater im öffentlichen Raum
1998 Højere Forberedelseseksamen (Allgemeine Hochschulreife) Dänemark)
PREISE/ STIPENDIEN
2018 2 Monate Arbeitsaufenthalt - Stipendium der Kulturakademie Tarabya Istanbul Türkei
2015 6.Monate Arbeitsaufenthalt - Stipendium der Kulturakademie Tarabya Istanbul Türkei
2005 Max Ernst Preis der Stadt Brühl
EINZELAUSSTELLUNGEN / AUSWAHL
2022 Franziska Klotz Galerie Kornfeld, Berlin
2020 „The Youth Are Getting Restless“, Glashaus Kuratorin: Gislinde Stubbenrauch Freiburg
2020 Franziska Klotz & Patricia Ayres,, Galerie Kornfeld, Einführung C. Tannert,, Berlin
2019 „Ölregen“, Kulturforum Schorndorf, Einführung Adrienne Braun Deutschland
2018 Franziska Klotz, Charim Events, Kurator: Kurt Kadler Wien, Österreich
2018 „Memories of Tomorrow“, Galerie Kornfeld, Berlin, Deutschland
2016 Franziska Klotz Galerie Kornfeld, Berlin, Deutschland
2014 „H3PO4“, Galerie Kornfeld, Berlin, Deutschland
2013 Franziska Klotz, Galerie Kornfeld, Berlin, Deutschland
2012 „Jagd,“ Galerie Wolfsen, Kurator: Uwe Goldenstein, Aalborg, Dänemark
2011 „Ka'aguy,“ Charim Ungar Contemporay Berlin, Deutschland
2009 Franziska Klotz, Charim Galerie, Wien, Österreich
2009 „Nowhere Right Here!“, Cerasoli Gallery, Los Angeles, USA
2009 Franziska Klotz, Galerie Sybille Nütt, Dresden, Deutschland